ehemaliger Präsident & Geschäftsführer, Verein zur Abschaffung der Tierversuche, Zürich

Erin­nern Sie sich? – Bis vor etwa 40 Jah­ren hiess es aus der For­schung, «Tier­ver­su­che» wür­den uns von allen Übeln wie Aids, Krebs, Dia­be­tes, Alz­hei­mer, Par­kin­son, Quer­schnitt­läh­mun­gen und Mul­ti­pler Skle­rose befreien. Dann kam anfangs der 80er-Jahre der Begriff «gen­tech­nisch ver­än­derte Tiere», dank wel­cher schwere Krank­hei­ten geheilt wür­den. Wäh­rend der 90er-Jahre hies­sen die neuen tier­ex­pe­ri­men­tel­len Zau­ber­wör­ter «Gen­the­ra­pie», «DNS-Impf­stoffe» und «Xeno­trans­plan­ta­tion». Und seit dem Mill­en­ni­ums­wech­sel tau­chen in immer kür­ze­ren Abstän­den Schlag­wör­ter auf wie «the­ra­peu­ti­sches Klo­nen», «For­schung an embryo­na­len Stamm­zel­len» – und das Neuste – «crispr gene editing», wel­che unheil­bare Krank­hei­ten bald kurie­ren wür­den. Fazit: Bis heute ist keine ein­zige Krank­heit auf­grund die­ser auf Tier­ver­su­chen basie­ren­den For­schungs­ge­biete heil­bar. Tat­sa­che ist: Die Fixie­rung auf unzu­ver­läs­sige, nicht aus­sa­ge­kräf­tige Tier­ver­su­che garan­tiert, dass mensch­li­che Krank­hei­ten unheil­bar blei­ben. Doch weder die For­scher, die an Tie­ren unver­min­dert wei­ter expe­ri­men­tie­ren, noch die Medien, die fast täg­lich über tier­ex­pe­ri­men­telle «Erfolge» und «Durch­brü­che» berich­ten, noch die breite Öffent­lich­keit, die Tier­ver­su­che als ein «not­wen­di­ges Übel» gröss­ten­teils befür­wor­tet, haben etwas dar­aus gelernt. Wir benö­ti­gen eine neue Gene­ra­tion von For­schern, die auf Tier­ver­su­che ver­zich­ten und sich auf eine Human­me­di­zin im wahrs­ten Sinne des Wor­tes kon­zen­trie­ren. Um echte Fort­schritte zur Lin­de­rung, Hei­lung und Vor­beu­gung mensch­li­cher Krank­hei­ten zu erzie­len, müs­sen For­scher aus­sa­ge­kräf­tige, auf den Men­schen bezo­gene Metho­den anwen­den, wie Bio­chips, Mikro­dosie­rung, Com­pu­ter­mo­delle, kli­ni­sche Unter­su­chun­gen an Pati­en­ten, epi­de­mio­lo­gi­sche Stu­dien an Bevöl­ke­rungs­grup­pen, Biop­sie- und Aut­op­sie-Unter­su­chun­gen, und Expe­ri­mente mit mensch­li­chen Zell‑, Gewebe- und Organkulturen.