Lange galten Tierversuche als unverzichtbarer Bestandteil medizinischer Forschung und Sicherheitsprüfung. Ob für Medikamente, Chemikalien oder Kosmetika aber auch für die militärische Forschung, Agrar-/ Pestizidindustrie und für die Automobilindustrie / Luftfahrt – unzählige Tiere wurden (und werden) jährlich in Labors verwendet, um die Sicherheit und Wirksamkeit von Produkten zu testen. Doch dieser Ansatz stammt aus einer Zeit, in der technologische Alternativen fehlten und ethische Fragen verdrängt wurden. Heute ist klar: Tierversuche sind nicht nur ethisch problematisch, sondern auch wissenschaftlich überholt.
Veraltete Wissenschaft mit hohem Leidensdruck
Die Vorstellung, man könne menschliche Reaktionen auf Krankheiten oder Medikamente zuverlässig anhand von Mäusen, Hunden oder Affen voraussagen, ist wissenschaftlich längst widerlegt. Die Unterschiede zwischen den Spezies sind zu gross – sowohl im Stoffwechsel als auch in der Immunreaktion. Viele Medikamente, die an Tieren erfolgreich getestet wurden, zeigen beim Menschen keine Wirkung oder verursachen schwerwiegende Nebenwirkungen. Umgekehrt bleiben potenziell wirksame Substanzen oft unentdeckt, weil sie im Tierversuch «durchfallen».
Dazu kommt das immense Leid. Tiere werden genetisch manipuliert, vergiftet, in Stressversuche gezwungen oder ohne Betäubung operiert. Ihre Schmerzen werden zwar in Schweregrade eingeteilt, doch «0/1=gering», «2=mittel» oder «3=schwer» bedeutet aus Sicht der Tiere stets: Angst, Leiden, Tod.
Moderne Forschung braucht keine Tiere
Was früher alternativlos schien, ist heute längst überholt. Mit sogenannten «humanzentrierten Methoden» steht der Wissenschaft ein ganzes Arsenal moderner Werkzeuge zur Verfügung:
- Organ-on-a-Chip: Miniaturisierte Systeme simulieren menschliche Organe und ermöglichen präzise Analysen.
- Multiorganoide aus menschlichen Zellen: Sie zeigen realistische Reaktionen auf Medikamente – ohne artfremde Ergebnisse.
- Computermodelle (In-silico-Tests): Hochentwickelte Algorithmen prognostizieren Wirkungen und Risiken.
- 3D-Bioprinting und künstliche Intelligenz: Sie beschleunigen die Entwicklung sicherer und wirksamer Therapien.
Diese Methoden sind nicht nur tierfrei, sondern auch kostengünstiger, präziser und auf den Menschen übertragbar.
Politischer und gesellschaftlicher Wandel ist überfällig
Immer mehr Länder erkennen den Wandel. In den USA hat die FDA im Jahr 2023 Tierversuche als Pflicht für die Zulassung neuer Medikamente abgeschafft. Auch die EU forciert tierversuchsfreie Testmethoden – zumindest auf dem Papier. In der Realität jedoch fliessen jährlich Milliardenbeträge in tierbasierte Forschung, während moderne Alternativen unterfinanziert bleiben.
Dabei spricht auch die Ethik eine deutliche Sprache: Tiere sind fühlende Wesen, keine Messinstrumente. Eine Gesellschaft, die Mitgefühl und Fortschritt ernst nimmt, muss diesen Widerspruch beenden.
Zeit für einen Systemwechsel
Tierversuche sind nicht nur ein moralisches Problem – sie sind ein Hindernis für echten wissenschaftlichen Fortschritt. Sie gehören in ein verstaubtes Kapitel der Forschungsgeschichte, das längst geschlossen sein sollte. Die Zukunft der Medizin ist menschlich, präzise und tierfrei.
Die IG Tierversuchsverbots-Initiative CH wird in den nächsten Monaten an verschiedenen Anlässen und mit Strassen- und Standaktionen aufklären und informieren zum Thema humanrelevante Forschung ohne Tierversuche.
Wer Wissenschaft will, die heilt statt quält, muss heute handeln.

